Sesshaftmachung der Eisenbahner

Mit der wachsenden Bedeutung des Bahnhofs Mühlacker als Grenzbahnhof und dem steigenden Güteraufkommen waren auch immer mehr Eisenbahner in Mühlacker beschäftigt. Die Eisenbahnverwaltung unterstützte deshalb die „Sesshaftigkeit“ der Eisenbahner durch den Bau von Dienstwohnungen und weiterer Sozialeinrichtungen. Ab 1896 wurden von der Staatsbahnverwaltung Eisenbahner-Wohnhäuser erbaut – zunächst in der heutigen Bahnhofstraße, später auch in der Post- und damaligen Lienzinger Straße (heute Hindenburgstraße). Bis 1913 wurden insgesamt 79 Wohnungen in 15 Gebäuden errichtet – davon sechs Häuser nebeneinander in der Bahnhofstraße. Vier davon stehen heute noch – zumindest äußerlich weitgehend im Originalzustand. Beim Elektrizitätswerk des Bahnhofs – heute Sitz des Modelleisenbahnclubs Mühlacker – wurde als Sozialeinrichtung eine Badeanstalt mit Wannenbädern eingerichtet. Eine Kantine bot für die Bahnbeschäftigten günstige Verpflegungsmöglichkeiten.

Eisenbahnerstadt Mühlacker

Im Jahr 1921 waren 383 Menschen am Bahnhof Mühlacker beschäftigt, zusammen mit den Familienangehörigen ergeben sich damit rund 1 200 – 1 500 Personen, die von der Eisenbahn abhängig waren – bei einer Einwohnerzahl von 5 340 (1919) waren dies rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung.

Einkommensverhältnisse der Eisenbahner

Bei einem mittleren Gehalt eines Schaffners von jährlich 1 550 Mark kostete die 3-Zimmer-Wohnung 168 Mark Jahresmiete (1913). Ein Lokführer verdiente zwischen 1700 und 2700 Mark jährlich.

Eisenbahnertag

Eisenbahner – besonders der Lokführer – war ein angesehener Beruf. Beim Eisenbahnertag präsentierte man sich standesgemäß und selbstbewusst.

Strukturwandel

Vor der Inbetriebnahme des Rangierbahnhofs Kornwestheim wurden bis 1918/19 in Mühlacker die Güterzüge aus Württemberg Richtung Westen und Norden gebildet. Dazu gab es Richtung Erlenbach einen kleinen Ablaufberg. Durch Umstrukturierungen und Verlagerung nahm die Mitarbeiterzahl Mitte der 1920er Jahre allerdings rasch ab (1926: 156 Beschäftigte).

Wasserversorgung der Lokomotiven

Für die Wasserversorgung der Lokomotiven wurden zunächst Wasserrechte einer Quelle erworben. Als das nicht reichte, wurde eine Wasserleitung von der Enz bis zum Bahnhof erbaut und in der Ulmer Schanz ein Wasserhochbehälter errichtet.

Betriebswerk (Bw) Mühlacker

Für das Versorgen der Dampflokomotiven mit Kohle und Wasser und für kleinere Wartungsarbeiten war das Betriebswerk Mühlacker (Bw) zuständig. Dort waren die Dampflokomotiven beheimatet. Mit der Elektrifizierung der Bahnlinie (1951 nach Stuttgart, 1954 nach Bruchsal und 1958 nach Karlsruhe) wurde das Bw überflüssig, die Anlagen wurden abgebaut. Der Personalbedarf sank weiter.

„Mühlacker“ als Namensgeber für Lokomotiven

Als 1853 die Bahnlinie nach Bruchsal eröffnet wurde, erhielten die neu gebauten Loks Ortsnamen der Stationen an der Strecke – es gab die Loks „MAULBRONN“ und „VAIHINGEN“. Aber erst als Mühlacker Grenzbahnhof wurde, erhielt eine badische Lokomotive den Namen „MUEHLACKER“. Daraufhin wurde auch in Württemberg eine Lokomotive auf den Namen „MÜHLACKER“ getauft.